Thrombozytopenie / Thrombopenie: zu wenig Thrombozyten
Eine Thrombozytopenie oder kurz: Thrombopenie bezeichnet ein Krankheitsbild, bei dem die Thrombozyten-Anzahl zu gering ist. Der Begriff leitet sich vom griechischen thrómbos („Klumpen“) und penía („Mangel“) ab. Als Normalwert-Untergrenze gilt der Thrombozyten-Blutwert von 150.000 pro Mikroliter µl Blut. Allerdings führen in der Regel erst Werte unterhalb von 80.000 pro µl Blut zu Problemen. Das Risiko von spontanen Blutungen (z.B. Nasenbluten, rote Punkte auf der Haut) steigt. Kleine Wunden können durch die geringe Anzahl an Thrombozyten nicht schnell geschlossen werden, so dass großere Menge Blut ins Gewebe entweicht.
Allerdings muss man sich bei Werten zwischen 80.000 und 150.000 Thrombos keine Sorgen machen. Manche Ärzte gehen sogar davon aus, dass erst bei weniger als 20.000 Thrombozyten pro µl Blut eine Therapie erforderlich ist.
Warum sind Thrombozyten so wichtig?
Thrombozyten (Blutplättchen) sind kleine Blutzellen, die für die Blutgerinnung zuständig sind. Bei einer Verletzung der Blutbahn werden in kurzer Zeit vorbeifließende Thrombozyten aktiviert, wodurch sie lange tentakelartige Fangarme ausbreiten. So verfangen sie sich ineinander (sog. Thrombozytenaggregation). Zudem aktivieren sie das Enzym Thrombin, das wiederum die Bildung des Proteins Fibrin auslöst. Fibrin ist so eine Art "Zellklebstoff".
Weitere vorbeifließende Thrombozyten entfalten ihre Tentakel, die sich an den bestehenden Klumpen anhaften. Dieser Prozess verstärkt sich kaskadenartig, weil das vorbeifließende Blut immer neue Thrombozyten enthält, die wiederum aktiviert werden und Thrombin und Fibrin freisetzen.
So entsteht in kurzer Zeit (meist innerhalb von 2-4 Minuten) ein feinmaschiges Netz aus zehntausenden Thrombozyten, durch das die anderen Bestandteile des Blutes nicht mehr hindurchpassen. Die Wunde ist geschlossen. Man bezeichnet diesen Vorgang auch als Thrombozytenaggregation (Aggregation = Zusammenlagerung).
Bei einer der Thrombozytopenie besteht die Gefahr, dass nicht mehr genügend Thrombozyten im Blut mitschwimmen und dadurch eine Verletzung der Blutbahn nicht zügig und schnell geschlossen werden kann. Wie gefährlich das ist, hängt letztlich davon ab, wie viele Thrombozyten wirklich vorhanden sind - und damit davon, wie lange es dauert, ehe solche Kleinstwunden wieder verschlossen werden können.
Symptome einer Thrombozytopenie
An der breiten Spanne der Normalwerte kann man schon erkennen, dass sich die Symptome nicht wirklich eindeutig zuweisen lassen. Grob verallgemeinert geht man davon aus, dass erst Werte unterhalb von 80.000 pro µl Blut wirklich relevant sind. Erst dann kann es zu echten Funktionsstörungen kommen. Bei Werten unterhalb von 50.000 pro µl Blut kann es zu Nasenbluten, Hämatomen, Hirnblutungen oder Magendarmblutungen kommen. Bei Werte zwischen 80.000 und 150.000 besteht nur bei größeren Schnittwunden die Gefahr, dass man zu viel Blut verliert.
Die Untergrenze ist zudem vom Alter abhängig. Grundsätzlich gilt: je jünger ein Mensch, um so mehr Thrombozyten sollten im Blut vorhanden sein.
Bestandteil des Blutes | Anzahl pro µl (Mikroliter) |
Neugeborene | 220.000 - 450.000 |
1. bis 6. Lebensjahr | 200.000 - 400.000 |
7. bis 18. Lebensjahr | 170.000 - 390.000 |
Erwachsene | 150.000 - 380.000 |
Ob ein verminderter Thrombozytenwert genauer untersucht werden muss oder nicht, kann letztlich nur ein Arzt entscheiden. Dabei wird er vor allem auch die anderen Blutwerte beachten: wenn die allesamt normal sind, besteht meistens kein Anlass zur Sorge. Dennoch sollte man natürlich eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren, wenn der Wert erhöht ist.
Ursachen einer Thrombozytopenie
Es gibt drei potentielle Möglichkeiten, wenn zu wenige Thrombozyten im Blut sind: entweder werden zu wenige gebildet - oder sie werden zu schnell abgebaut. Oder die Thrombozyten werden von defekten Antikörpern angegriffen und untauglich gemacht.
Thrombozyten werden im Knochenmark gebildet und ins Blut abgegeben. Sie haben eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 8 bis 12 Tagen. Danach werden sie abgebaut, vorangig in der Milz, aber auch in der Lunge und in der Leber.
- Wenn zu wenige Thromboyzen gebildet werden, dann könnte eine Erkrankung des Knochenmarks vorliegen. Denkbar ist aber auch ein Nährstoff-Mangel, vor allem bei Vitamin-B12 oder Folsäure.
- Wenn zu viele Thrombozyten abgebaut werden, könnte eine Erkrankung in der Milz vorliegen (oder ev. der Lunge oder Leber). Ursache kann dabei eine rheumatische Erkrankung sein.
- Wenn die Thrombozyten von eigenen Antikörpern gestört werden, spricht man auch von einer Thrombozyten-Autoimmunerkrankung bzw. einer Autoimmunthrombozytopenie. Weiterte Bezeichnungen bzw. Unterformen sind:
- idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP)
- Purpura haemorrhagica
- thrombozytopenische Purpura
- immunthrombozytopenische Purpura
Als "Purpura" bezeichnet man kleinfleckige Blutungen in der Haut. Eine Purpura kommt meist an den unteren Extremitäten vor. Die Blutflecken sind zunächst rot, später verfärben sie sich durch den Abbau des roten Blutfarbsoffs Hämoglobins über braun und grün zu gelb. Im Gegensatz zu einem Erythem verschwinden die Flecken nicht bei Druck auf die entsprechende Stelle.
Wenn zu viele Thrombozyten im Blut vorhanden sind (also quasi das Gegenteil der Thrombozytopenie), spricht man von einer Thrombozytose.
Die folgende Grafik zeigt die Entstehung der Blutplättchen (Thrombozyten), der Vorgang wird als Thrombopoese bezeichnet.
Weiterführende Links / Quellen
- Uniklinik Freiburg: Thrombopenie
- Wikipedia: Thrombozytopenie
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