Zu viel Harnsäure: Blutwert HS erhöht, zu hoch
Wenn zu viel Harnsäure im Blut nachweisbar ist, spricht man von einer Hyperurikämie. Die Nieren sind dann nicht mehr in der Lage, die anfallende Harnsäure herauszufiltern und in den Harn abzugeben, damit sie im Urin ausgeschieden werden kann.
Das Problem dabei: in Abhängigkeit vom PH-Wert kann Harnsäure kristallisieren. Diese Kristalle können sich dann an verschiedenen Stellen ablagern, z.B. als Nierensteine, in den Sehnenscheiden oder in den Gelenken - mit häufig schmerzhaften Folgeerscheinungen. Die möglichen Ursachen einer erhöhten Harnsäurekonzentration sind vielfältig: sie reichen von angeborenen Defekten bis hin zu Nierenversagen (Niereninsuffizienz).
Ursachen einer Hyperurikämie
Zu den möglichen Ursachen einer Hyperurikämie gehören unter anderem:
- Nierenversagen (Niereninsuffizienz)
- akut
- chronisch (meist aufgrund genetischer Defekte bei der Enzymbildung: Glykogenosen)
- Unausgewogene Ernährung
- zu viel Zucker in der Nahrung
- zu viel Purin in der Nahrung
- Mangelernährung, führt zu Zellabbau im Körper
- Diäten können Mangelernährung zur Folge haben
- Verschiedene Medikamente (z.B. Betablocker oder manche Antibiotika)
- Vergiftungen (können vermehrtes Zellsterben im Organismus auslösen)
- Erkrankungen ...
- des blutbildenden Systems (Hämoblastosen), siehe Blutbildung (Hämatopoese)
- Fettstoffwechselstörung (Hypertriglyceridämie), manchmal angeboren, häufig aber auch aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum, Fettleibigkeit,
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Bei erfolgreicher Tumortherapie (Strahlentherapie) werden häufig große Zellstrukturen in kurzer Zeit zerstört. Dadurch steigt die Harnstoff-Konzentration im Blut schnell an. In der Folge kann es zu Schädigungen der Niere kommen, die schlicht überlastet ist.
Die angeborene primäre Hyperurikämie wird als Gicht bezeichnet.
Harnsäure in der Nahrung
Vor allem Fisch und Fleisch enthalten tierische Zellen, die während der Verdauung abgebaut werden. Daher steigt nach solchen Mahlzeiten die Harnsäure-Konzentration im Blutserum deutlich an. Normalerweise kein Problem - wenn die Niere normal funktioniert und die Harnsäure in den Nierenkörperchen (Glomeruli) herausfiltert.
Harnsäure-Abbau in der Niere
Die folgende Grafik veranschaulicht den Vorgang in der Niere. Die Funktionseinheit ist ein sog. Nephron. Es besteht aus einem Nierenkörperchen (Glomerulus) und einem Nierenkanälchen (Tubulus). Das zufließende Blut aus der Nierenarterie enthält noch alle Substanzen. Die eigentliche Filter, die Blut-Harn-Schranke, ist in den Nierenkörperchen. Dort werden alle kleinen Substanzen des Blutes herausgefiltert und als sog. Primärharn weitergeleitet.
Im Tubulus werden dann all diejenigen Substanzen, die der Körper gut gebrauchen kann, wieder ins Blut zurückgeführt (resorbiert). Übrig bleibt der Sekundärharn (auch Endharn), inkl. Harnsäure, Kreatinin und Harnstoff. Cystatin C (ein relativ "neuer" Nierenwert) wird zwar herausgefiltert, aber dann direkt verarbeitet bzw. abgebaut.
Der Durchsatz, also die Menge, die ein Nierenkörperchen (Glomerulus) pro Zeiteinheit filtert, wird als glomuläre Filtrationsrate bezeichnet (Abkürzung: GFR).
Harnsäure senken - Natürliche Methoden, ohne Medikamente
Das folgende Video zeigt kurz und unterhaltsam, was man unternehmen kann, um den Harnsäurespiegel im Blut zu senken:
Harnsäure / Blutserum Normalwerte (Tabelle)
Die übliche Maßeinheit für Harnsäure im Blutserum ist mg/dl (Milligramm pro Deziliter). In manchen Laborbefunden wird auch der SI-Wert in µmol/l (Mikromol pro Liter) angegeben.
Harnsäure-Normalwerte (im Blutserum) | |||
Abk. | Beschreibung | Männer | Frauen |
HS | Harnsäure (im Blutserum) | bis 7,0 mg/dl | bis 6,0 mg/dl |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Das Natriumsalz der Harnsäure, Natriumurat, spielt dabei eine wesentliche Rolle, weil es sich dann als Kristalle (Gicht) oder Steine (Nierensteine) absetzt.
Harnsäure im Urin / selber messen
Natürlich lässt sich Harnsäure auch im Urin nachweisen. Das ist vor allem für Menschen mit (chronischen) Nierenerkrankungen hilfreich. Denn mit einigen sog. Urin-Teststreifen lässt sich auch die Harnsäure-Konzentration im Urin ablesen.
Harnsäure - Entstehung und Abbau
Harnsäure (Abkürzung: HS) ist das Abbauprodukt von Purin, das ein wichtiger Baustein von Nukleinsäuren ist (Erbgut DNA und RNA). Immer, wenn im Körper eine Zelle abgebaut wird (auch bei der Verdauung "fremder" Zellen), werden solche Nukleinsäuren und damit Purin, also auch Harnsäure freigesetzt. Die folgende Grafik veranschaulicht den Weg der Harnsäure im Körper (Erklärung darunter):
Wenn Nukleinsäuren (irgendwo im Körper) abgebaut werden, entsteht aus dem Purin-Anteil Harnsäure. Diese wird nicht weiter benötigt und mit dem Blut abtransportiert. Der größte Teil der Harnsäure wird in der Niere herausgefiltert und mit dem Harn ausgeschieden.
Harnsäure gehört zu den harnpflichtigen Substanzen und als Blutwert zu den Nierenwerten, anhand derer die Funktionsfähigkeit der Nieren überprüft wird.
- Etwa 80% der Harnsäure wird über den Urin ausgeschieden,
- die verbleibenden 20 mit dem Stuhl.
Wenn Harnsäure nicht richtig abgebaut wird und sich daher im Blut sammelt, kann das unter anderem eine Hyperurikämie bzw. Urämie mit Gelenkschmerzen und/oder Gicht auslösen (viele Harnsäure-Teilchen sammeln sich dann in den Gelenken und bilden zwischen den Knochen eine Schicht - fast so wie feines Schmirgelpapier).
Harnsäure sollte nicht mit Harnstoff verwechselt werden.
Weitere Nierenwerte
Die folgende Tabelle zeigt die normalen Nierenwerte für Erwachsene (*Hinweis: die Werte bei Kindern/Jugendlichen, Schwangeren und älteren Menschen können abweichen). Die Einheit "mg/dl" steht für "Milligramm pro Deziliter (Blut); "ml/min" steht für "Milliliter pro Minute":
Nierenwerte | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer | Normwerte Frauen | Siehe auch |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 bis 1,3 mg/dl | 0,7 bis 1,1 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 bis 260 mg/dl | 30 bis 220 mg/dl | ||
Kreatinin-Clearance | 100 bis 130 ml/min. | 80 bis 120 ml/min. | zu hoch zu niedrig |
|
Harnstoff | 17 bis 43 mg/dl | 15 bis 40 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
|
HS | Harnsäure | bis 7,0 mg/dl | bis 6,0 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
CysC | Cystatin C | 0,53 bis 0,95 mg/l | 0,53 bis 0,95 mg/l | zu hoch zu niedrig |
Nierenwerte | |||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer |
Normwerte Frauen |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 - 1,3 mg/dl | 0,7 - 1,1 mg/dl |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 - 260 mg/dl | 30 - 220 mg/dl | |
Kreatinin-Clearance | 100 - 130 ml/min. | 80 - 120 ml/min. | |
Harnstoff | 17 - 43 mg/dl | 15 - 40 mg/dl | |
HS | Harnsäure | < 7,0 mg/dl | < 6,0 mg/dl |
CysC | Cystatin C | 0,53 - 0,95 mg/l | 0,53 - 0,95 mg/l |
Abkürzungen: min = Minute; l = Liter; dl = Deziliter; ml = Milliliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten
Ressourcen / Weiterlesen
- Ärzteblatt: Symptomatische Hyperurikämie: Eine komplexe Systemerkrankung
- Cholesterin senken (u.a. gesunde Ernährung)
- Alle Nierenwerte
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