Blutwerte verstehen: Laborwerte einfach erklärt
Was bedeuten die Blutwerte? Welche Werte gehören zum kleinen Blutbild und welche zum großes Blutbild? Wie gefährlich ist es, wenn einige Blutwerte abweichend sind? Viele Patienten erhalten von der Ärztin oder dem Arzt eine Liste mit Blutwerten, die leider allzu oft unklar und unverständlich sind. So bleibt man als Patient mit seinen Fragen allein. Diese Seite hilft dabei, die wichtigen Blutwerte zu verstehen.
Blut ist für die medizinische Diagnose außerordentlich hilfreich. Der Blutkreislauf zieht sich durch den gesamten Organismus, damit alle Organe und Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden können. Blut ist aber nicht nur das zentrale Transport-Medium im Organismus, sondern zudem auch noch - neben den Nervenzellen - das Informationssystem. Mithilfe des Blutes werden zahlreiche lebenswichtige Prozesse gesteuert. Durch die detaillierte Untersuchung des Blutes kann man also sehr viel über die allgemeine Gesundheitslage erfahren. Wenn bestimmte Blutwerte zu hoch oder zu niedrig sind, dann ist das häufig ein Indiz, das im Körper etwas nicht richtig funktioniert. Und meist lässt sich die Ursache schon grob überblicken.
Man muss dabei folgendes beachten: An einem einzelnen Blutwert lässt sich niemals eine eindeutige und zweifelsfreie Diagnose festmachen. Häufig entsteht erst durch mehrere unnormale Blutwerte ein differenzierteres Diagnose-Bild. theoretisch können von der Norm abweichende Werte auch genetisch bedingte Ursachen haben, die eventuell keinerlei Beschwerden bereiten. Ein Blutbefund muss daher immer (!) von einer Ärztin oder einem Arzt beurteilt werden. Aus dem Zusammenspiel von optischem Eindruck, weiteren Untersuchungen, dem persönlichen Gespräch und den geschilderten Symptomen kann der Arzt dann eine Diagnose "konstruieren". Die Blutwerte helfen dann, die Diagnose zu verifizieren - oder aber sie zeigen auf, dass man die Ursache einer Erkrankung noch nicht wirklich erkannt hat.
Beim Arztbesuch wird daher häufig Blut abgenommen, um es zu untersuchen. Als Ergebnis erhält man eine Liste mit den Blutwerten. Zahlreiche Krankheiten haben atypische Blutwerte zur Folge. Man nennt die Blutwerte auch Laborwerte, da die Analyse in aller Regel von einem Fachlabor vorgenommen wird.
Einleitend die wichtigsten Blutwerte als Tabellen mit Erklärungen und Normalwerten inkl. der Abkürzungen. Bitte beachten Sie, dass die Werte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Hinweis: Es kommt auch vor, dass bestimmte Blutwerte außerhalb der Norm liegen, ohne dass es zu Beschwerden oder Einschränkungen kommt. Abweichende Blutwerte sind daher immer im Gesamtzusammenhang zu beurteilen. Das kann nur eine Ärztin oder ein Arzt beurteilen. Diese Website dient dazu, ein solches Gespräch vorzubereiten, damit man den funktionalen Zusammenhang im Organismus besser versteht.
Neu: Nach Rücksprache mit dem Fraunhofer-Institut Aachen habe ich die Infografik über die Replikation des Coronavirus aktualisiert. Nun ist der neuest Stand der Forschung dargestellt. Beim Coronavirus unterscheidet sich das Replikationsverfahren in einigen wichtigen Punkten von dem anderer Virenarten. So läuft die Vervielfältigung (Replikation) der mRNA nicht im Zellkern, sondern im Cytoplasma ab. Teile des RNA-Stranges werden in den Ribosomen in Proteine übersetzt (sog. Translation). Dabei werden neben den Oberflächenproteinen des Virus (Spikes etc.) auch Enzyme produziert, die wiederum andere Prozesse ankurbeln. Die Grafik stellt natürlich nur eine zweidimensionale grobe Übersicht der hochkomplexen Prozesse dar.
Mehr zum Thema Coronavirus.
Kleines Blutbild: Optimale Werte, Normalwerte (Tabelle)
Blut besteht aus Blutzellen (auch "zelluläre Bestandteile", ca. 45%) und dem flüssigen Blutplasma (ca. 55%). Die Untersuchung der Blutzellen selber mit Fokus auf den roten Blutkörperchen nennt man "kleines Blutbild". Blutzellen sind: Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen). Wichtig ist nicht nur das Verhältnis der Blutzellen zum Blutplasma (sog. Hämatokrit), sondern auch die jeweilige Anzahl sowie einige Werte, die die Funktionstauglichkeit der Erythrozyten anzeigen. Im Zweifelsfall kann ein zusätzlicher Wert angefordert werden: die Erythrozytenverteilungsbreite (Blutwert EVB, auch RDW) Die Blutwerte MCH, MCHC, MCV und EVB geben Aufschluss über die Beschaffenheit der Erythrozyten und werden als Erythrozytenindizes bezeichnet.
Typische Krankheitsbilder, die mithilfe des kleinen Blutbildes diagnostiziert werden können, sind Anämien (Blutarmut) oder eine Polyglobulie (zu viele Blutzellen).
Kleines Blutbild | |||
Abk. | Beschreibung | Normalwerte | Siehe auch |
Ery | Anzahl der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) | Männer: 4,5 - 5,9 Mio. pro µl Frauen: 4,1 - 5,2 Mio. pro µl |
zu hoch zu niedrig |
Leuko | Anzahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) | Männer: 4.000 - 10.000 pro µl Frauen: 4.000 - 10.000 pro µl |
zu hoch zu niedrig |
Thrombo | Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) | Männer: 150.000 - 380.000 pro µl Frauen: 150.000 - 380.000 pro µl |
zu hoch zu niedrig |
Hkt | Hämatokrit: prozentualer Anteil der Blutzellen im Blut | Männer: 42 - 50 % Frauen: 37 - 45 % |
zu hoch zu niedrig |
Hb | Hämoglobin(-konzentration) des roten Blutfarbstoffs | Männer: 13 bis 17 g pro dl Frauen: 12 bis 16 g pro dl |
zu hoch zu niedrig |
MCH | Hämoglobinmenge pro Erythrozyt | Männer: 27 - 34 pg (pro Zelle) Frauen: 27 - 34 pg (pro Zelle) |
zu hoch zu niedrig |
MCHC | durchschnittliche Hämoglobinkonzentration pro Erythrozyt | Männer: 32 - 36 g pro dl Frauen: 32 - 36 g pro dl |
zu hoch zu niedrig |
MCV | durchschnittliches Volumen eines Erythrozyts | Männer: 85 - 98 fl Frauen: 85 - 98 fl |
zu hoch zu niedrig |
Reti | Retikulozyten: jugendliche Erythrozyten | Männer: 3 bis 18 pro 1.000 Erys Frauen: 3 bis 18 pro 1.000 Erys |
zu hoch zu niedrig |
Kleines Blutbild | |||
Abk. | Beschreibung | Normalwerte | |
Ery | Erythrozyten (rote Blutkörperchen) |
Männer: 4,5 - 5,9 Mio. Frauen: 4,1 - 5,2 Mio. |
|
Leuko | Leukozyten (weiße Blutkörperchen) |
Männer: 4.000 - 10.000 Frauen: 4.000 - 10.000 |
|
Thrombo | Thrombozyten (Blutplättchen) |
Männer: 150.000 - 380.000 Frauen: 150.000 - 380.000 |
|
Hkt | Hämatokrit: Anteil Blutzellen |
Männer: 42 - 50 % Frauen: 37 - 45 % |
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Hb | Hämoglobin (-konzentration) |
Männer: 13 - 17 g/dl Frauen: 12 - 16 g/dl |
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MCH | Hämoglobinmenge pro Erythrozyt |
Männer: 27 - 34 pg Frauen: 27 - 34 pg |
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MCHC | durchschn. Hämoglobin- Konzentration |
Männer: 32 - 36 g/dl Frauen: 32 - 36 g/dl |
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MCV | durchschnittl. Erythrozyten-Volumen |
Männer: 85 - 98 fl Frauen: 85 - 98 fl |
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Reti | Retikulozyten: jugendliche Erys |
Männer: 3 bis 18 Frauen: 3 bis 18 |
Abkürzungen: µl = Mikroliter; dl = Deziliter; fl = Femtoliter - Mehr zu den Einheiten
Differentialblutbild: Optimale Werte, Normalwerte
Wenn das kleine Blutbild Auffälligkeiten bei den Leukozyten zeigt oder wenn eine Entzündung oder Infektion vermutet wird, kann zusätzlich ein Differentialblutbild erstellt werden. In diesem werden die verschiedenen Arten der Leukozyten genauer analysiert. Dazu gehören die Granulozyten (Neutrophile, Eosinophile, Basophile), die Lymphozyten und die Monozyten. Das Differentialblutbild ergänzt das kleine Blutbild und spielt für die Diagnostik von Blutkrankheiten, aber auch Infektionen und Entzündungen eine wichtige Rolle. Die Bestimmung des Differentialblutbildes ist unter anderem zur Abklärung einer Leukopenie, einer Leukozytose oder einer Leukämie erforderlich.
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | |||
Zelltyp | Anteil an Gesamt-Leukozyten (%) | Anzahl pro µl | Siehe auch |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 | zu hoch zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 | zu hoch zu niedrig |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 | zu hoch zu niedrig |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 | zu hoch zu niedrig |
Monozyten | 3–7 | 300–700 | zu hoch zu niedrig |
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | ||
Zelltyp | Anteil (%) an Gesamt-Leukos | Anzahl pro µl |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 |
Monozyten | 3–7 | 300–700 |
Abkürzungen: µl = Mikroliter - Mehr zu den Einheiten
Großes Blutbild als Tabelle inkl. Abkürzungen
Das sogenannte große Blutbild ist nichts anderes als das kleine Blutbild und das Differentialblutbild zusammen. Die Liste der Blutwerte, die das Labor zurückschickt, ist entsprechend umfangreicher. Wer sich die Blutwerte als Tabelle ausdrucken möchte, findet hier die wichtigsten Werte als Grafik inkl. der Abkürzungen und Normalwerte.
Wenn man die Grafik anklickt, öffnet sich eine größere Version in einem neuen Tab, die man ausdrucken kann. Wer die Werte als PDF-Datei abspeichern möchte, findet sie hier:
- Blutwerte als Tabelle (PDF, 23 kb), kostenloser Download
Leberwerte
Die Leber ist das wichtigste Organ des menschlichen Stoffwechsels. Zudem ist die Leber eine wichtige Drüse, d.h. sie produziert Flüssigkeiten, die in anderen Organen benötigt werden. Erkrankungen der Leber haben daher einen enormen Einfluss auf den gesamten Organismus und das Wohlbefinden.
Die folgende Tabelle zeigt die Normalwerte der typischen Leberwerte für Erwachsene (*Hinweis: die Werte für Kinder/Jugendliche und Schwangere sind abweichend). Die Einheit "U/l" steht für "Units pro Liter (Blut); "kU/l" steht für "Kilo-Units pro Liter (Blut); "mg/dl" bedeutet "Milligramm pro Deziliter (Blut)".
Leberwerte | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer | Normwerte Frauen | Siehe auch |
ALAT (=GPT) | Alanin-Aminotransferase | bis 50 U/l | bis 35 U/l | zu hoch zu niedrig |
ASAT (=GOT) | Aspartat-Aminotransferase | bis 50 U/l | bis 35 U/l | zu hoch zu niedrig |
AP | Alkalische Phosphatase | 40 - 129 U/l | 35 - 104 U/l | zu hoch zu niedrig |
GLDH | Glutamat-dehydrogenase | bis 7,0 U/l | bis 5,0 U/l | zu hoch zu niedrig |
GGT, γ-GT | Gamma-Glutamyl-Transferase | bis 60 U/l | bis 42 U/l | zu hoch zu niedrig |
tBil | Gesamt-Bilirubin | bis 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
bis 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
dBil | Direktes (konjugiertes) Bilirubin | bis 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
bis 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
iBil | Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin | bis 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
bis 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
zu hoch zu niedrig |
ChE | Cholinesterase | 5,3 - 12,9 kU/l | 4,3 - 11,3 kU/l | zu hoch zu niedrig |
QUICK | Quick-Wert | 70 - 120% | 70 - 120% | zu hoch zu niedrig |
Leberwerte | |||
Abk. | Beschreibung | Normwerte Männer |
Normwerte Frauen |
ALAT (=GPT) | Alanin-Aminotransferase | < 50 U/l | < 35 U/l |
ASAT (=GOT) | Aspartat-Aminotransferase | < 50 U/l | < 35 U/l |
AP | Alkalische Phosphatase | 40 - 129 U/l | 35 - 104 U/l |
GLDH | Glutamat-dehydrogenase | < 7,0 U/l | < 5,0 U/l |
GGT, γ-GT | Gamma-Glutamyl-Transferase | < 60 U/l | < 42 U/l |
tBil | Gesamt-Bilirubin | < 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
< 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) |
dBil | Direktes (konjugiertes) Bilirubin | < 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
< 0,2 mg/dl (3,4 µmol/l) |
iBil | Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin | < 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
< 1,0 mg/dl (17,1 µmol/l) |
ChE | Cholinesterase | 5,3 - 12,9 kU/l | 4,3 - 11,3 kU/l |
QUICK | Quick-Wert | 70 - 120% | 70 - 120% |
Abkürzungen: U/l = Unit pro Liter; kU = KiloUnit = 1000 Units; µmol = Mikromol; dl = Deziliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten
Ursache für einen Anstieg der Leberwerte können sein:
- Hepatitis (Leberentzündung)
- Erkrankungen, Infektionen (bakteriell, parasitär, viral)
- Vergiftungen, toxische Schädigung (Alkohol, andere Drogen, Gifte aller Art)
- Fetthaltige Ernährung über einen längeren Zeitraum (Fettleber), siehe Blutfette
- Verengung der Gallenwege durch Gallensteine, Gallengrieß oder eine PSC
- eine Vielzahl von Medikamenten
Durch den Abgleich mit anderen Blutwerten lässt sich die Ursache meist eingrenzen (siehe Diagnose). So sind zum Beispiel bei infektiösen Erkrankungen meist auch andere Zellen der Immunabwehr (Leukozyten) erhöht.
In vielen Fälle sind eine zu fettreiche Ernährung oder dauerhafter Alkoholkonsum die Ursache von Leberschäden. Man sollte die ersten Anzeichen also durchaus ernst nehmen. Denn auch wenn alle wissen: Herz und Gehirn sind lebenswichtige Organe - ohne die Leber geht nichts.
Nierenwerte
Die Niere ist ein sehr feines Filtersystem für das Blut. Sie reguliert den Flüssigkeitshaushalt (z.B. auch für den Blutdruck wichtig) und entfernt Substanzen, die nicht mehr benötigt werden (sog. harnpflichtige Stoffe). Die Niere ist ein sehr sensibles Organ - schon kleine Schädigungen können große Folgen haben. Insofern ist es ratsam, die Nierenwerte stets zu prüfen.
Jede Niere besitzt rund eine Millionen "Funktionseinheiten". So ein sog. Nephron besteht aus einem Nierenkörperchen (Glomerulus) und einem angehängten Nierenkanälchen (Tubulus). Entscheidend ist nun die sog. Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) - also: wie viel Blut kann ein Nierenkörperchen (Glomerulus) pro Minute filtern. Zur Berechnung dieser Rate wird meist Kreatinin gemessen. Aber auch der relativ neue Laborwert Cystatin C kommt dafür infrage. Zudem werden die harnpflichtigen Stoffe Harnsäure und Harnstoff gemessen.
Nierenwerte | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer | Normwerte Frauen | Siehe auch |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 bis 1,3 mg/dl | 0,7 bis 1,1 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 bis 260 mg/dl | 30 bis 220 mg/dl | ||
Kreatinin-Clearance | 100 bis 130 ml/min. | 80 bis 120 ml/min. | zu hoch zu niedrig |
|
Harnstoff | 17 bis 43 mg/dl | 15 bis 40 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
|
HS | Harnsäure | bis 7,0 mg/dl | bis 6,0 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
CysC | Cystatin C | 0,53 bis 0,95 mg/l | 0,53 bis 0,95 mg/l | zu hoch zu niedrig |
Nierenwerte | |||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer |
Normwerte Frauen |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 - 1,3 mg/dl | 0,7 - 1,1 mg/dl |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 - 260 mg/dl | 30 - 220 mg/dl | |
Kreatinin-Clearance | 100 - 130 ml/min. | 80 - 120 ml/min. | |
Harnstoff | 17 - 43 mg/dl | 15 - 40 mg/dl | |
HS | Harnsäure | < 7,0 mg/dl | < 6,0 mg/dl |
CysC | Cystatin C | 0,53 - 0,95 mg/l | 0,53 - 0,95 mg/l |
Abkürzungen: min = Minute; l = Liter; dl = Deziliter; ml = Milliliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten
Wenn der Verdacht eine Nierenerkrankung vorhanden ist, wird in aller Regel eine Urinprobe genommen, um die Kreatinin-Clearance zu ermitteln. Sie erlaubt relativ genaue Rückschlüsse auf die Filtrationsrate der Niere. Siehe auch: Leukozyten im Urin.
Blutfettwerte: Cholesterin und Triglyceride
Neben den Werten des Blutbildes gibt es zahlreiche weitere Werte, die sich aus der Untersuchung des Blutserums messen lassen, z.B. die sog. Blutfette. Fette, sog. Triglyceride, sind für den Körper eine sehr wichtige und effektive Energiequelle. Sie werden größtenteils mit der Nahrung aufgenommen. Was nicht direkt verbraucht wird, wird eingelagert (quasi für schlechtere Zeiten, von denen unsere Vorfahren viele hatten).
Auch Cholesterin wird zu den Blutfetten gerechnet, auch wenn es genau genommen gar kein Fett ist. Cholesterin dient in erster Linie als Baustein in Zellwänden (sog. Membranen) - sie machen die Membran biegsam und helfen dabei, bestimmte Stoffe hindurchzulassen. Beides (Triglyceride und Cholesterin) kann jedoch nicht direkt im Blut schwimmen, weil beides wasserabweisend (hydrophob) ist. Daher gibt es im Blut spezielle Transport-Kügelchen, sog. Lipoproteine, die Cholesterin und Triglyceride in die Gewebe transportieren, wo sie benötigt oder gelagert werden sollen.
Die Abkürzungen der Blutfettwerte sowie die Cholesterin-Normalwerte (ohne Risikofaktoren) kann man der folgenden Tabelle entnehmen:
Blutfette (Cholesterin und Triglyceride) | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte mg / dl | Normwerte mmol / l | Siehe auch |
TC | Gesamt-Cholesterin | unter 200 mg / dl | unter 5,1 mmol / l | zu hoch zu niedrig |
LDL | LDL-Cholesterin | unter 160 mg / dl | unter 4,1 mmol / l | zu hoch zu niedrig |
HDL | HDL-Cholesterin | über 40 mg / dl | über 1,0 mmol / l | zu hoch zu niedrig |
TRG | Triglyceride | unter 150 mg / dl | unter 1,7 mmol / l | zu hoch zu niedrig |
Blutfette (Cholesterin und Triglyceride) | |||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte mg/dl | Normwerte mmol/l |
TC | Gesamt-Cholesterin | < 200 mg / dl | < 5,1 mmol / l |
LDL | LDL-Cholesterin | < 160 mg / dl | < 4,1 mmol / l |
HDL | HDL-Cholesterin | > 40 mg / dl | > 1,0 mmol / l |
TRG | Triglyceride | < 150 mg / dl | < 1,7 mmol / l |
Abkürzungen: mg = Milligramm; dl = Deziliter; mmol = millimol; l = Liter - Mehr zu den Einheiten
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Da erhöhte Werte im Alltag oft nicht bemerkt werden, erhöht sich im Laufe der Jahre das Risiko für eines dieser Erkrankungen. Gesunde Ernährung und vor allem viel Bewegung tragen dazu bei, die Blutfettwerte zu senken und so zu normalisieren, dass das Risiko auch in hohem Alter noch gering sein kann.
Das Hauptproblem bei den Blutfetten ist, dass sie - sehr langsam und schleichend - die Blutbahnen "verkalken". Kleine Teile lagern sich an den Gefäßwänden ab, so dass immer weniger Blut hindurchfließen kann. Man nennt diesen schleichenden Prozess Arteriosklerose (oder auch Arteriosklerose). In der Folge steigt zunächst einmal der Blutdruck.
Aber zugleich erhöht sich auch das Risiko, dass sich Blutgerinnsel (Thrombose, aus Thrombozyten) bilden und die Blutgefäße verstopfen. Wenn das am Herzen geschieht, spricht man von einem Herzinfarkt, wenn es im Gehirn passiert, von einem Schlaganfall, in der Lunge von einer Lungenembolie. All diese lebensgefährlichen Anfälle werden als Herz-Kreislauf-Erkrankungen bezeichnet. Sie sind die in Deutschland häufigste Todesursache. Es ist daher sehr zu empfehlen, die Cholesterin- und Triglycerid-Werte regelmäßig checken zu lassen.
Das Gesamt-Cholesterin (Blutwert TC) lässt sich differenzieren in (schlechtes) LDL-Cholesterin und (gutes) HDL-Cholesterin. Grob vereinfacht kann man sagen: Während ein überhöhter LDL-Cholesterinspiegel dazu führt, dass die Blutgefäße (Blutbahnen) verstopfen, sorgt HDL-Cholesterin dafür, dass wenigstens ein Teil des potentiell gefährlichen LDL-Cholesterin abtransportiert wird. Patienten können sich die beiden Werte schlecht merken, daher hier eine Eselsbrücke:
- HDL = "Hab Dich Lieb": Der HDL-Wert sollte möglichst hoch sein.
Siehe auch: HDL zu niedrig. - LDL = "Lass Das Lieber": Der LDL-Wert sollte möglichst niedrig sein
Siehe auch: LDL zu hoch.
Entzündungswerte
Wenn irgendwo im Körper eine Entzündung aktiv ist, wird das auch im Blut sichtbar. Es gibt drei wichtige Werte, die als sog. Entzündungswerte herangezogen werden:
- CRP (C-reaktives Protein)
- die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
- die Anzahl der Leukozyten (siehe Kleines Blutbild)
Keiner der Werte ist jedoch spezifisch. Das bedeutet, man kann nicht sagen, welche Art von Entzündung oder Gewebeschädigung sich wo abspielt. Es handelt sich also lediglicht um Marker, die anzeigen, dass etwas nicht in Ordung ist. Was und wo muss durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden.
Der CRP-Wert ist dabei am sensibelsten: er steigt innerhalb weniger Stunden um ein Vielfaches an. Wie stark zudem die Anzahl der Leukozyten ansteigt, hängt von der Art der Infektion ab. Die Blutsenkungsgeschwindigkeit verändert sich dagegen relativ träge: sie verändert sich meist erst mit einem zeitlichen Versatz von mehreren Tagen.
Wichtige Blutwerte im Einzelnen
Erythrozyten (Ery)
Erythrozyten sind kleine, scheibenförmige Zellen und Haupt-Bestandteil des Blutes. Ihre Hauptaufgabe ist der Transport von Sauerstoff aus der Lunge in die verschiedenen Körpergewebe sowie der Rücktransport von Kohlenstoffdioxid zurück in die Lunge. Ein erwachsener Mensch mit ca. 80 kg Körpergewicht hat ca. 6 Liter Blut im Körper, darin enthalten sind rund 24-30 Billionen Erythrozyten. Der Blutwert "Erys" ermittelt die Anzahl der Erythrozyten, um zu klären, ob die Versorgung mit Sauerstoff im Organismus sichergestellt ist. Die Ãœberproduktion von Erys nennt man Polyglobulie, die Unterversorgung heißt Anämie. Mehr über Erythrozyten
Hämatokrit (Hkt)
Der Hämatokrit-Wert gibt den Anteil der zellulären Bestandteile am Volumen des Blutes an - er beschreibt das Fließverhalten des Blutes. Der Normwert liegt bei Männern bei rund 46% und bei Frauen bei rund 41% - die Abweichung (Toleranz) liegt bei plus-minus 4 Prozent. Im flüssigen Blutplasma schwimmen die Blutzellen, zum größten Teil Erythrozyten (rote Blutkörperchen), aber auch Thrombozyten und Leukozyten. Je mehr Blutzellen vorhanden sind, um so zähflüssiger wird das Blut. Mehr über Hämatokrit
Hämoglobin (Blutwert Hb)
Die Hämoglobin-Konzentration (kurz: Hb) ist Teil des kleinen Blutbildes. Hämoglobin ist ein eisenhaltiger Blutfarbstoff (daher ist Blut rot). Dieses Protein kann Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid binden. Die Funktionsfähigkeit der Erythrozyten, der Transport von Sauerstoff aus der Lunge in die Zellen und der Rücktransport von Kohlenstoffdioxid in die Lunge, ist eng mit der Hämoglobin-Konzentration verknüpft. Wenn sie zu gering ist, deutet das auf eine Blutarmut (Anämie) hin. Zu hohe Werte werden als Polyglobulie bezeichnet. Die Bestimmung des Hb-Wertes erfolgt in der Regel spektralphotometrisch. Mehr über Hämoglobin
Hämoglobinmenge (MCH)
Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestehen normalerweise zu rund 90% aus Hämoglobin. Das ist ein Protein, das Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid binden kann. Genau genommen sind es Eisen-Ionen im Hämoglobin. Diese sind auch für die rötliche Färbung des Blutes verantwortlich. Hämoglobin ist also für die Sauerstoff-Zufuhr der Zellen fundamental wichtig. Im Rahmen einer Untersuchung der Blutzellen (sog. kleines Blutbild) zeigt der MCH-Wert an, ob die Erythrozyten ausreichend Hämoglobin enthalten. Mehr über Hämoglobinmenge
Durchschnittliche Hämoglobinkonzentration (MCHC)
Die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (engl. mean corpuscular/cellular hemoglobin concentration, MCHC) bezeichnet die mittlere Hämoglobinkonzentration des Hämatokrits (der Erythrozytenmasse). Beim gesunden Menschen liegt dieser Wert zwischen 33 und 36 Gramm pro Deziliter. Mehr über Durchschnittliche Hämoglobinkonzentration
Erythrozytenvolumen (MCV)
Das mittlere Erythrozytenvolumen, kurz MCV für engl. mean cell volume (auch: mean corpuscular volume), gibt die mittlere Zellgröße der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) an und ist einer von vier Werten, die zur Klassifikation von Anämien dienen. Erythrozyten sind die weitaus häufigsten Blutzellen. Ihre Aufgabe ist der Transport von Sauerstoff aus der Lunge in die Zellen des Organismus. Neben der Anzahl gibt es drei weitere Werte des kleinen Blutbildes, die als "Erythrozytenindizes" bezeichnet werden. Dazu gehört auch der MCV-Wert. Mehr über Erythrozytenvolumen
Retikulozyten (Reti)
Retikulozyten sind junge, noch nicht voll ausgereifte rote Blutkörperchen - die Vorläufer der Erythrozyten. Anders als die ausgereiften Erythrozyten besitzen sie noch Teile der Erbinformationen (RNA) sowie ein Netz aus Ribosomen. Ein Teil der jungen Retikulozyten wird bereits in den Blutkreislauf abgegeben bzw. mitgespült. Sie wachsen dann im Blut heran. Wenn sie (nach ca. 1 - 2 Tagen) die RNA und die übrigen Zellorganellen abstoßen, sind sie voll ausgereifte rote Blutkörperchen (Erythrozyten) - mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von rund 120 Tagen. Siehe Erythropoese (Bildung der roten Blutkörperchen)
Thrombozyten (Thrombo)
Thrombozyten (auch Blutplättchen genannt) sind Zellen im Blut, die für die Blutgerinnung zuständig sind. Auf manchen Berichten ist der Thrombozytenwert auch als "PLT" ausgegeben, dann handelt es sich um die englische Form ("Platelets" für "Blutplättchen). Thrombozyten haben keine glatte Oberfläche, sondern bestehen aus einem Klumpen feiner Verästelungen mit zahlreichen Tentakeln. Diese liegen normalerweise relativ eng an und werden erst im aktiven Zustand ausgebildet - ansonsten würden sie ineinander verfangen und die Blutgefäße verstopfen. Den Mangel an Thrombozyten nennt man Thrombopenie, wenn zu viele Thrombos im Blut vorhanden sind, spricht man von Thrombozytose.
Leukozyten (Leuko)
Die Leukozyten werden auch als weiße Blutkörperchen bzw. weiße Blutzellen bezeichnet. Sie gehören zum Immunsystem und sind dort Teil der spezifischen und unspezifischen Immunabwehr, weshalb die Unterarten der Leukos zu den Immunozyten (Immunzellen) gehören. Ihre Aufgabe ist es, Krankheitserreger abzuwehren. Im kleinen Blutbild wird lediglich die Anzahl der Leukozyten ermittelt. Es gibt jedoch eine Reihe von Leukozyten-Unterarten. Eine differenzierte Untersuchung der Leukozyten wird Differentialblutbild genannt. Beide zusammen, das kleine Blutbild und die Differentialblutbild, ergeben das sog. große Blutbild. Der Leukozyten-Wert dient dazu. mögliche Entzündungen oder Infektionen im Organismus aufzuspüren. Ein erhöhter Leukozyten-Wert (sog. Leukozytose) legt nahe, dass Reserven aus dem Knochenmark ins Blut abgegeben wurden und die Produktion hochgefahren wurde, weil der Organismus Krankheitserreger und andere körperfremde oder -schädigende Stoffe / Strukturen abwehren will.
Blutgruppen
Jahrhunderte lang war das Vermischen von Blut (z.B. eine Blut-Transfusion) ein lebensgefährliches Risiko. Manchmal konnte man dem Patienten so helfen, aber in vielen Fällen verstarben sie qualvoll. Erst im Jahre 1901 brachte Dr. Karl Landsteiner (1868 - 1943) Licht ins Dunkel, als er ein System aus vier verschiedenen Blutgruppen beschrieb, das sog. AB0-System. Landsteiner erkannte, dass es auf der Oberfläche der Erythrozyten zwei Arten von Proteinen gab, die sog. Antigene. Das umgebende Blutplasma kann zudem zwei Arten von Proteinen enthalten, die sich an die Antigene anlagern können - diese werden Antikörper genannt. Damit Blut nicht verklumpt (sog. Hämagglutination), dürfen Antigene und Antikörper nicht zueinander passen. Mehr zum Thema Blutgruppen.
Blutbildung: Hämatopoese
Alle Blutzellen stammen von einer gemeinsamen Stammzelle ab. Die Blutbildung (Hämatopoese) findet im Knochenmark statt. Bei der Hämatopoese kann man unterteilen in:
- Erythropoese (Bildung der roten Blutkörperchen)
- Thrombopoese (Bildung der Blutplättchen)
- Leukopoese (Bildung der weißen Blutkörperchen)
- Lymphopoese (Bildung der Lymphozyten)
- Monozytopoese (Bildung der Monozyten)
- Granulopoese (Bildung der Granulozyten)
Blutzellen wurden im Jahr 1658 von Jan Swammerdam entdeckt, der das seinerzeit neu eingeführte Mikroskop nutze, um Froschserum zu untersuchen.
Weiterführende Links
- Wie viele Blutzellen hat ein Mensch? (Infografik)
- Erythrozyten.net
- Cholesterin senken
- Laborwerte-Abkürzungen, medizinische Fachbegriffe einfach erklärt